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Autohaus Edgar Winter


Geschäfte



Die Sektorengrenze zwischen Ost- und West-Berlin war auch die Grenze zweier Wirtschaftssysteme, unter deren Bedingungen sich in den beiden Halbstädten gänzlich unterschiedliche Konsumwelten entwickelten. Der Einzelhandel der DDR hatte die Aufgabe, die nach Plan produzierten Güter zu festgelegten Preisen an die Bevölkerung weiterzureichen. Das übernahmen im wesentlichen die Läden der staatlichen Handelsorganisa-tionen HO und Centrum sowie jene der Konsum-Genossenschaften. Ziel war es, mittels der zentralistisch verwalteten Produktion die Grundversorgung zu sichern. Da die staatlichen Verkaufsstellen als "Warenverteiler" keinerlei Konkurrenzdruck ausgesetzt waren, wurde in ihre Ausstattung wenig investiert: Sie sollten den  Bedarf decken, was oft genug misslang, nicht aber Bedürfnisse wecken.   Gleichwohl wurde einer bunten Warenwelt Beweiskraft für die Leistungsfähigkeit des Sozialismus beigemessen, erst recht in der Hauptstadt. Und so wuchs am Alexanderplatz im Zuge der Neugestaltung in den Nachkriegsjahrzehnten ein prestigeträchtiges Geschäftszentrum heran. Dem ersten HO-Warenhaus, das dort in den 50ern eingerichtet wurde, folgten 1969, zum 20.Jahrestag der DDR, das Centrum-Warenhaus (heute Kaufhof) und das "Haus der Elektrotechnik". Bis 1973 entstanden die Wohn- und Geschäftsbauten mit integrierter Markthalle an der Karl-Liebknecht-Straße und die Rathauspassagen. Keines der Gebäude ist jedoch im Originalzustand erhalten.  Auf dem freien Markt West-Berlins weckten zwar seit Anfang der 50er Jahre zahlreiche und prall  gefüllte Geschäfte Konsum-Sehnsüchte, aber die Arbeitslosigkeit war hoch, die Kaufkraft gering. Dies än-derte sich erst, als die Wirtschaftshilfen des Bundes und des Marshall-Plans griffen und die Stadt bis 1961 schrittweise in die Vollbeschäftigung führten. Parallel zu dieser Entwicklung wuchs die Freude am kleinen und größeren Luxus, der man sich vor allem am Kurfürstendamm und an der Tauentzienstraße hingeben konnte. Dort hatte bereits 1950 das KaDeWe auf zwei Etagen geöffnet, bis 1956 wurde das im Krieg fast völlig ausgebrannte Haus wieder errichtet. Der Bauboom, der das West-Berliner Zentrum ab Anfang der 60er Jahre erfasste, erreichte seinen Höhepunkt mit dem 1965 fertig gestellten Europa-Center. Als Shopping-Erlebniswelt nach amerikanischem Vorbild war es eine Attraktion für Einheimische und Touristen.  Doch auch in den Bezirken abseits der Innenstadt entstanden belebte Einkaufsmeilen. Und inmitten der Fassadenreihen von heute lässt sich gerade in den Stadtteilzentren manch ein Ladengeschäft finden, das in seiner Gestaltung selbstbewusst den aktuellen Trends trotzt und zu einer kleinen Zeitreise einlädt in die West-Berliner Einkaufswelt von einst.